Unüberbrückbare Differenzen zwischen einem Teamleiter und seiner Mitarbeiterin und wie der Fall trotzdem gut gelöst wurde.
Auftraggeber (Führungskraft): Eine Mitarbeiterin meines Bereichs kann oder will die Beurteilungen durch ihren Teamleiter nicht akzeptieren. Das Problem hat schon eine lange Geschichte, in der viele Beteiligte – ich selbst, die Personalabteilung, der Betriebsrat – einen Weg gesucht haben, wie die Mitarbeiterin eine leistungsgerechte und für sie annehmbare Beurteilung erhalten kann. Leider ohne Erfolg, und mittlerweile ist auch die Beziehung zwischen der Mitarbeiterin und ihrem Teamleiter sehr belastet.
Der Teamleiter: Ich bin am Ende mit meinem Latein. Wir haben so viel versucht, um ihr die Beurteilungen plausibel zu machen. Dass Personalabteilung und Betriebsrat involviert sind, kratzt an meinem Ego und meinem Image. Bestimmt habe ich auch nicht alles richtig gemacht, aber das Grundproblem ist wohl, dass sie mich nicht als Chef akzeptiert.
Mitarbeiterin: Ich fühle mich absolut ungerecht behandelt - die Beurteilungen werden mir nicht gerecht. Mein Chef setzt mich nicht meinen Qualitäten entsprechend ein, ich habe in diesem Team keine Chance.
Es fanden 4 Mediationssitzungen statt. Statt um die strittigen Beurteilungen ging es um die Art und Weise, wie sich beide vom jeweils anderen behandelt fühlten. Es wurde sehr deutlich, dass die Mitarbeiterin ihren Teamleiter tatsächlich nicht akzeptieren konnte. Die Gründe dafür ließen sich nur teilweise erhellen, damit war auch keine Bewegung in Richtung Verständigung möglich. Nach dem dritten Termin wurde die Mediation daher beendet; im 4. Termin verständigten sich beide auf das weitere Vorgehen.
Auftraggeber (drei Monate später): Nachdem die Mediation das Vertrauen zwischen den beiden nicht wiederherstellen konnte, habe ich die Mitarbeiterin vor die Wahl gestellt, einen Aufhebungsvertrag anzunehmen oder mit einer anderen Aufgabe in eine andere Abteilung zu wechseln. Sie hat sich für den Wechsel entschieden; im neuen Team ist sie sehr engagiert und im alten ist Ruhe eingekehrt; die Produktivität ist gestiegen, obwohl die Stelle nicht nachbesetzt wurde.
Was die Mediation beigetragen hat? Die Mitarbeiterin hat verstanden, dass sie auch Fehler gemacht hat, und ist dankbar für die zweite Chance. Die Mediation wurde im Team und auch vom Betriebsrat als echtes Bemühen um eine Lösung wahrgenommen; so konnte der Betriebsrat auch die Konsequenzen (Aufhebungsvertrag oder Wechsel) mittragen. Mein Eindruck ist außerdem, dass die Mediation die Selbstreflexion der Medianden unterstützt hat – beide sind sehr darauf bedacht, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.