Blog: Reine Freude
Ein Plädoyer für ein positives Menschenbild
Dieser Tage im Radio: Eine Sendung, in der Bluetooth-Lautsprecher zu gewinnen sind. Die meisten sind in den Tagen zuvor schon vergeben worden, nur noch wenige übrig. Die Moderatorin ruft ein junges Mädchen an. Man erfährt: Das Mädchen hat für ihre Mutter mitgemacht, die sich sehnlichst eine solche Box wünscht – und hört nun, dass das geklappt hat. Sie ist ganz außer sich vor Freude, weil sie ihrer Mutter eine Freude machen kann. Der Moderatorin ist anzumerken, dass auch sie sich freut: darüber, dass das junge Mädchen sich so freut. Und ich freue mich darüber, Zeugin zu sein, wie zwei Menschen sich für einen anderen von Herzen freuen. Sozusagen eine Meta-Freude.
Was hat das mit meiner Arbeit zu tun? Ich glaube, dass es ein tiefes menschliches Bedürfnis ist, mit anderen verbunden zu sein und zu ihrem Wohlergehen beizutragen. Ich erlebe, wie Menschen berührt sind, wenn es gelingt, diese Verbindung wiederherzustellen (wenn sie zuvor durch einen Konflikt getrennt waren) oder zu vertiefen. Und ich bin dankbar, als Konfliktberaterin und als Time To Think Facilitator genau dazu beizutragen. Auch wenn es viele Beispiele gibt, die scheinbar das Gegenteil beweisen, bleibt meine Überzeugung: Im Grunde sind die Menschen gut*. Und jenseits von Glauben oder Wissen, ganz praktisch betrachtet – mein Leben wird einfacher und schöner, ich bin als Beraterin wirksamer, wenn ich mit dieser Überzeugung auf Menschen zugehe. Machen Sie diese Erfahrung auch?
* Rutger Bregman: Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit; Rowohlt Verlag 2020. Lesen Sie dazu auch den Blog -> Im Grunde gut meiner Kollegin Margret Ammann.