Blog: Im Dienste der Sache

Ende Juli 2020: Das Sommerkonzert meines Orchesters steht an. Ich habe ein Solo: Mozarts Klarinettenquintett, das Streichorchester begleitend, ich an der Klarinette mit der Solostimme am Bühnenrand stehend. Ziehe ich etwas Besonderes an? Will ich ein Hingucker sein? Die Situation gäbe es her.

Nein, sagt eine Stimme in mir. Das bin ich nicht. Ich will mich in den Dienst der Musik stellen, nicht die Musik in meinen. Die Stimme gibt den Ausschlag, und ich entscheide mich für schlicht.

Und dann denke ich an meine Arbeit. Wenn sich im Arbeitskontext alle in den Dienst der Sache stellen, statt auf den eigenen Vorteil zu schauen – Renommee, Recht behalten, sich absichern, sich nicht verändern müssen etc. etc. – dann kommt das der Sache natürlich zugute. Und letzten Endes auch den beteiligten Menschen, weil gemeinsam etwas Gutes voranbringen eines der Dinge ist, aus der wir Menschen am meisten Befriedigung schöpfen.

„Wenn einem die Sache wirklich wichtig ist, dann gibt es keine Konkurrenz“, diesen Satz habe ich von einer klugen Kollegin übernommen. Was es dafür braucht? Klare und wohlwollende Führung wohl, egal ob durch eine einzelne Person oder anders organisiert. Meetings, in denen unterschiedliche Perspektiven und mutige Beiträge wirklich geschätzt werden. Und ganz viel Wertschätzung und Vertrauen im Kollegium. Daran mitzuarbeiten, daraus schöpfe ich Sinn.

Widersprüchlich, mögen Sie mit Fug und Recht denken. Wer steht jetzt im Mittelpunkt dieses Blogs – die Verfasserin oder der Gedanke? Nun ja, manchmal darf es vielleicht auch beides sein :-)